„Ich hätte nie gedacht, dass es so lange dauern würde.“ seufzt die Praxis-Inhaberin nach dem Verkauf.
Dabei war der Übergabeprozess richtig gut und zügig über die Bühne gegangen. Eher ungewöhnlich: rechtzeitig hatte sich die Inhaberin darum gekümmert. Ein großer Fehler: Meist wird das Thema zu spät aufgegriffen.
„Ich stehe noch voll im Berufsleben. Ich muss mich um die Versorgung der Patienten kümmern. Ich habe keine Zeit, mich mit der Nachfolge zu beschäftigen. Das hat noch Zeit.“ Solche Reaktionen sind nachvollziehbar, verhindern aber erfolgreiche Lösungen.
In zwei Drittel aller Fälle erfolgt die Übertragung aus Altersgründen. Wenn es um eine geregelte Praxisübergabe gehen soll, die am Ende der eigenen beruflichen Selbstständigkeit stattfindet, müssen eine ganze Reihe von Dingen bedacht werden – wenn Sie freundlich zu sich selbst und erfolgreich sein möchten: möglichst ohne Zeitdruck.
Warum braucht man so viel Zeit?
Verkaufen heißt bewerten
Der Praxisverkauf ist in der Regel ein Projekt, das Sie nur einmal im Leben durchführen.
Das Problem
- Sie haben keine Erfahrung mit den Anforderungen,
- mit der Komplexität des Prozesses und
- mit Ihrer Rolle als Projektleitung.
Viele Fragen sind zu klären bzw. zu bearbeiten:
- Welchen Preis wollen können oder müssen Sie für Ihre Praxis erzielen?
- Ist der Verkaufspreis Bestandteil Ihrer Altersabsicherung?
- Wie können Sie Ihre Praxis wertig präsentieren?
- Wie finden Sie Ihren Nachfolger oder Ihre Nachfolgerin? Wo wollen Sie suchen?
- Wen wollen und müssen Sie einbeziehen?
- Wer kann und muss Sie bei diesem Projekt unterstützen?
Das alles dauert.
Auch die persönliche Auseinandersetzung mit dem Ende der eigenen Praxistätigkeit benötigt ausreichend Raum und Muße. Vielleicht fällt es Ihnen nicht leicht, sich von „Ihrem Lebenswerk“ zu trennen? Oder können Sie es kaum erwarten?
On top: Denken Sie daran, dass Sie all das neben der täglichen Arbeit in der Praxis bewältigen müssen!
Erfolgreichen Praxisübergabe besteht
- in einer guten Planung,
- einer effektiven Zeit- und Ressourcen-Kalkulation.
Andersherum gedacht:
Versetzen Sie sich in die Rolle des Käufers!
… dann wird klar: auch der Käufer benötigt Zeit.
Sie müssen ihn nicht nur finden. Ein Nachfolger muss die seinerseits die Chance haben, sich angemessen auf die künftige Arbeit vorzubereiten.
Er oder sie wird sich mit dem Gedanken, Ihre Praxis zu übernehmen, auseinandersetzten müssen. Überlegen, ob es die „richtige Praxis“ ist, ob es vielleicht noch eine bessere Lage gibt, einen größeren Patientenstamm.
Der Käufer muss einen Businessplan entwickeln und die Finanzierung auf die Beine stellen. Die Praxisunterlagen, sind zu prüfen: die Arbeitsverträge der Mitarbeiter oder der Mietvertrag für die Praxisräume. Unterlagen müssen zusammengetragen, Anträge gestellt, Dinge wie die neue IK-Nummer beantragt werden…
Hört sich anstrengend an für Ihr gegenüber? Ist es auch!
Denken Sie an die anderen Akteure!
Die Nachfolgeregelung einer Praxis ist ein komplexes Projekt mit zahlreichen Akteuren.
- Die Vermieterin der Praxisräume,
- der Steuerberater,
- ihre Bank,
- die Krankenkassen.
Aber auch Ihre - Mitarbeiter:innen,
- die Ärztinnen und Patienten,
- vielleicht auch die interessierte Öffentlichkeit.
Akteure einzubeziehen nimmt Zeit in Anspruch. Und nicht nur Ihre eigene: Nicht selten kann es Schwierigkeiten geben, gemeinsame Termine zu finden. Anschließend benötigen alle Beteiligten Zeit, um ihren Part zu erledigen. Zum Beispiel muss der Mietvertrag angepasst, der Kaufvertrag aufgesetzt, das Finanzierungsangebot durch die Bank erstellt werden.
Packen Sie den Stier bei den Hörnern und entwickeln Sie schon jetzt Verständnis für die Komplexität und den Umfang des zu erwartenden Projekts!
Was können Sie schon jetzt konkret tun?
Nehmen Sie eine Grobplanung vor: Legen Sie sich eine Datei an, einen Ordner, eine Kladde. Darin notieren Sie zunächst die Überlegungen, Informationen, Ziele … alles, was mit der Übergabe Ihrer Praxis zu tun hat. Stelle Sie sich folgende Fragen:
- Wann planen Sie grob den Verkauf oder die Übergabe ihrer Praxis. Nächsten Oktober, in einem Jahr, in drei?
- Wer ist alles beteiligt?
- Welche Arbeitspakete müssen Sie, welche anderen Akteure erledigen?
- Wieviel Zeit werden Sie für diese Aufgaben benötigen?
Planen Sie Puffer ein! - Welche Kriterien sind Ihnen wichtig bei der Auswahl Ihres Nachfolgers, Ihrer Nachfolgerin?
- Kommen Mitarbeiter für die Nachfolge in Frage?
- Wollen Sie im Vorfeld der Übergabe noch Investitionen vornehmen?
Weitere Aspekte für die Vorbereitung der Praxisnachfolge, insbesondere häufige Fehler und Stolpersteine, spreche ich im Rahmen meiner Online-Vorträge an, zu denen ich Sie herzlich einlade.